Rechenschwäche / Dyskalkulie
Symptome – Früherkennung – Förderung
Materialien und Texte zur Fort- und Weiterbildung
verlegt beim Zentrum für angewandte Lernforschung (gGmbH)Osnabrück,
2. Auflage März 2007 – € 12,00; ISBN 3-00-011276-6
Zentrum für mathematisches Lernen Kassel
Beratung, Diagnostik und Therapie der Rechenschwäche / Dyskalkulie
Materialien und Texte zur Fort- und Weiterbildung
verlegt beim Zentrum für angewandte Lernforschung (gGmbH)Osnabrück,
2. Auflage März 2007 – € 12,00; ISBN 3-00-011276-6
Der Fortbildungs-Reader ist ein Buch aus der Praxis für die Praxis. Er ist keine wissenschaftliche Veröffentlichung zum Themenbereich der Rechenschwäche/Dyskalkulie; er kann dies und will dies auch nicht sein.
Es handelt sich um ein auf die Praxis bezogenes Werk mit vielen Anregungen und Materialien, wie man sinnvoll mit rechenschwachen Kindern und Jugendlichen arbeiten kann. Eine Lerntherapie oder gar eine lerntherapeutische Ausbildung kann aber auch diese Schrift nicht ersetzen. Vielmehr dient sie als Hilfestellung zur Früherkennung und Prävention.
Der Inhalt des Buches besteht aus vielen Praxisbeispielen, anhand derer u.a. auf die folgenden Themenbereiche eingegangen wird:
sind neben den Jugendämtern, Kliniken und Schulämtern vor allem die Lehrer(innen) und die Mitarbeiter(innen) der Beratungsstellen, die in ihrer täglichen Arbeit mit rechenschwachen Kindern und Jugendlichen konfrontiert sind.
Insbesondere von Seiten der Schulen wurde auf den vielen hundert Fortbildungsveranstaltungen, die von den Zentren des Arbeitskreises mittlerweile durchgeführt worden sind, immer wieder die Bitte an uns herangetragen, eine praxisnahe und praktikable Hilfestellung an die Hand zu bekommen. Das soll mit diesem Buch nun verwirklicht werden.
Unser Anliegen ist es, den Reader im Eigenverlag herauszugeben, um ihn so zu einem günstigen Preis anbieten zu können. Auf diese Weise hoffen wir, dass er seinen Weg in möglichst viele Schulbibliotheken, Beratungsstellen und Ämter finden kann.
Darauf gibt es eine ganz einfache Antwort:
Die Arbeit mit rechenschwachen Kindern macht es erforderlich, einen regen Austausch mit den jeweils zuständigen Lehrern zu führen. Dies gilt sowohl für die Auswertungsgespräche und Untersuchungsberichte der in unseren Einrichtungen durchgeführten Diagnostiken, als auch für den Kontakt im Verlauf der lerntherapeutischen Intervention. Dabei fiel uns auf, dass Lehrer in vielen Fällen hilflos reagieren, wenn die Wissensvermittlung im Fach Mathematik aus welchen Gründen auch immer nicht den gewünschten Erfolg erzielt hat. An diesem Sachverhalt ändert auch ein je nach Bundesland formulierter „Erlass zur Förderung ...“ nichts. Papier ist bekannterweise geduldig; „individuelle Förderung“, „kindzentrierte Lernprozessanalysen“, „Skandinavisierung des deutschen Bildungswesens“ etc. etc. kann man in jedes Schulgesetz hineinschreiben - Realität und Anspruch klaffen hier weit auseinander. Das mit dem Geld weiß eben jeder.
Für den Schulalltag heißt das: Wenn Schüler Defizite in der Entwicklung des Zahlbegriffs und des Operierens mit Anzahlen aufweisen, bringen sie keine Voraussetzungen dafür mit, dem Unterrichtsstoff mit Verständnis folgen zu können und treten über die Schuljahre hinweg auf der Stelle.
Den betroffenen Schülern bleibt ihr Versagen nicht verborgen und mit der zunehmenden Qual im Fach Mathematik stellen sich auch psychische Reaktionen dieser Kinder auf ihr ständiges Scheitern ein. Eine spät (manchmal auch gar nicht) erkannte Rechenschwäche/Dyskalkulie macht die Lage für alle Beteiligten ungleich schwieriger. Das frühzeitige Erkennen (Symptome, Früherkennung) und die angemessene Gegensteuerung einer sich entwickelnden Rechenschwäche sind die besten Ausgangspunkte um es dem betroffenen Kind zu ermöglichen, vorhandene Irrtümer und Missverständnisse aus der Welt zu schaffen und Wissenslücken zu füllen. Dazu sollten Lehrer eigentlich instand gesetzt werden.
Der Befund, dass Lehrkräfte hierfür oft nur unzureichend gerüstet sind, war 2003 für uns Anlass, Handreichungen aus der Praxis unserer lerntherapeutischen Arbeit für den praktischen Schulalltag zu veröffentlichen. Um so mehr freut es uns, dass der Arbeitskreis des Zentrums für angewandte Lernforschung nach dreieinhalb Jahren die 2. Auflage vertreibt und 14.000 Exemplare unseres Weiterbildungs-Readers bis heute nachgefragt wurden.
Die Inhalte dieses Buches gehen weit über den Rahmen einer Fortbildung hinaus. Sie umfassen Aspekte und Themenfelder, die grundlegend sind für das Verständnis von Rechenschwäche/Dyskalkulie und greifen diese Themen so auf, dass sie Hilfen für den (Förder-) Unterricht bieten.
Dies gilt nicht nur für die Auseinandersetzungen mit standardisierten quantitativen Testverfahren wie „Zareki“ oder „CFT 20“. Gerade der verstärkte Anspruch an die Schulen und damit an die Lehrkräfte hat die Debatte nach dem richtigen Fördermaterial laut werden lassen und den Markt mit Büchern, Arbeitsblattsammlungen sowie Computerprogrammen regelrecht überschwemmt. Den Nürnberger Trichter gibt es aber nicht, auch wenn Lehrer durch den an sie formulierten Förderanspruch aktuell vermehrt danach fragen.
Wer fördern will, muss den Gedanken des Kindes nachvollziehen und die Adäquatheit der Methode des Förderns vom Schüler und dem zu erlernenden Stoff abhängig machen. Einen Irrtum zu korrigieren, das leistet kein Material und Übung zementiert den falschen Weg statt ihn zu korrigieren.
Die Möglichkeiten einer Kostenübernahme für eine außerschulische lerntherapeutische Intervention gem. §35a SGB VIII werden Stück für Stück abgeschafft. In Hessen heißt es: Die Schule fördert. Das sei gut für den Säckel der Kommune und gut für die Kinder. In einigen Kommunen wird an Beratungsstellen verwiesen, weil diese „nichts kosten“, was erstens nicht stimmt, aber zweitens dafür gesorgt hat, dass mit der Durchsetzung der „Sparmaßnahmen“ eine Schwemme von Spezialisten in Sachen Dyskalkulie-Therapie aufgetaucht ist. Da mag sich jeder selbst einen Reim drauf machen, mit Prävention hat dies jedoch rein gar nichts mehr zu tun. Deshalb beeindruckt auch so manches Jugendamt nicht das Argument, dass man es bei einer nicht behandelten Dyskalkulie nach der Schulzeit mit zigfachen Kosten zu tun hat. Hier lautet immer öfters die Devise: „Hauptsache es ist nicht mein Pott.“ Den dahinter lauernden Zynismus, rechenschwache Kinder, Jugendliche und Erwachsene als Kostenfaktor zu kalkulieren, vermag (will?) schon gar keine sparende Kommune mehr zu sehen.
Es sei hier deutlich darauf hingewiesen, dass nicht alle Jugendämter so agieren. Die Tendenz ist aber nicht zu leugnen. Und damit haben die Lehrkräfte nach dem Motto „Schule mach' mal“ wieder den Schwarzen Peter zugeschustert bekommen. Und auch deshalb ist dieses Buch nach wie vor so aktuell wie seine Erstauflage.
Die Autoren im Frühjahr 2007
ist der Arbeitskreis des Zentrums für angewandte Lernforschung,ein überregionaler Verbund unabhängiger Facheinrichtungen. Seine Aufgabengebiete sind Forschung, Beratung und Fortbildung zu Dyskalkulie. Der Bezug des Buches ist bei den beteiligten Facheinrichtungen möglich.